Fingerfux

View Original

Die Wahrheit über Gitarre lernen - Zwischen Motivation und Frust

“Das schaff ich nie!” ist einer der Gedanken, die einem beim Üben kommen können.

Mich erreichen viele Mails und Nachrichten, in denen mir immer wieder auffällt, dass viele meiner Zuschauer folgendes von mir denken:

Mir fällt alles leicht, ich kann jeden Song auswendig, ich bin immer gut gelaunt und habe nie Probleme beim Gitarre spielen!

Das hat mich dazu veranlasst, meine Gedanken zu dem Thema zu formulieren. Denn wenn man diese “Idealvorstellung” vom talentierten Creator auf YouTube hat und diese anschließend auf sich selbst projiziert, führt das nur zu falschen Erwartungen und Frust beim Lernen.

“Der YouTube Creator XY kann alles mühelos, hatte nie Probleme beim Gitarre lernen und plaudert völlig unbeschwert drauf los!”

Was man dabei nicht vergessen darf ist, dass sich jeder YouTuber die Themen heraus sucht, in denen er über die letzten Jahre oder Jahrzehnte sehr gut geworden ist, weil er eine Menge Arbeit dafür rein gesteckt hat.

Musiker und Gitarrenlehrer ist mein Beruf, das bedeutet, ich habe mich jahrelang fast täglich stundenlang mit den Themen beschäftigt, über die ich heute meine Videos mache. Zu Themen, die mir nicht liegen, werdet ihr auch wahrscheinlich kein Video sehen - z.B. “Wie spiele ich das schnellste E-Gitarrensolo der Welt?”.

Dazu kommt: Ihr seht nur das, was ich beim Schnitt in meinen Videos lasse!

Sobald die Kamera läuft, geht es los: Versprecher, Verspieler, Verhaspler oder schlicht lange Pausen, weil ich vergessen habe, was ich sagen wollte. Das wird im Anschluss beim Schnitt alles entfernt. So besteht ein 10-minütiges Video nicht selten aus 45 - 60 Minuten Material!

Mir fiel es noch nie leicht, vor Menschen zu sprechen - oder Gitarre zu spielen!

Mit dem Start des YouTube-Kanals war mein Ziel, das zu ändern. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Komplett geht diese Nervosität nicht verloren, aber man lernt immer besser damit umzugehen! Wer öfter mit Lampenfieber zu kämpfen hat, für den habe ich übrigens ein Video mit vielen Tipps auf meinem Kanal.

Wie sieht das beim Gitarre spielen aus?

Ich habe bis kurz vor diesem Video, mit Ausnahme meiner Linkshänder-Challenge, 3 Monate lang kaum Gitarre gespielt, geschweige denn geübt. Ab und an möchte ich auch gar keine Musik machen, nicht mal Musik hören.

In solchen Phasen kommen mir viele Gedanken und Selbstzweifel wie: “Was bist du nur für ein Musiker?!”, “Als Gitarrenlehrer geht das doch nicht!”.

Allerdings finde ich es wichtig, mich dann nicht selbst zum Üben zu zwingen. Wenn man eine Auszeit braucht, braucht man eben diese Auszeit, bevor man sich den Spaß an der Sache völlig verdirbt. Mein Vorteil ist dabei, dass ich als Gitarrenlehrer im Unterricht trotzdem meine Fingerfertigkeit nicht verliere.

Erstaunlicherweise komme ich aus so einer Pause oft gestärkt zurück - Sachen, an denen ich vorher verzweifelt bin, klappen plötzlich wie von selbst. Seit ca. einer Woche spiele ich auch wieder regelmäßig, schreibe eigene Songs und habe großen Spaß daran!

Der kann ja alle Songs auf der Gitarre auswendig!

Ich kann wirklich viele Songs auswendig, aber das liegt nicht an einem übernatürlichen Talent, sondern einfach nur daran, dass ich diese Songs seit mehreren Jahren regelmäßig bei Auftritten meiner Band spiele.

Seit wir aufgrund der Corona-Pandemie seit mehr als einem Jahr nur sehr selten und vereinzelt auftreten konnten, merke ich auch, dass bei manchen Songs die Erinnerung bröckelt und ich vor dem nächsten Auftritt unbedingt noch mal üben sollte.

Das Ganze zeigt doch eigentlich sehr deutlich, wie unglaublich wichtig Wiederholung ist. Deswegen ist es auch ein guter Tipp, wenn ihr gesonderte Übezeit für Wiederholung bzw. Aufbau eines Repertoires verwendet. Ich habe z.B. angefangen, eine Liste meines eigenen Repertoires zu führen und würde euch das auch raten.

Wenn du noch mehr Motivation beim Gitarre lernen brauchst, würde ich dir die Videos aus meiner Playlist empfehlen. Dort spreche ich generell über Motivation und das Mindset beim Üben!