Die Gitarre zuhause aufnehmen - vom einfachen bis zum Profi Setup

Als Anfänger hat man auf der Gitarre noch mit jeder Menge Herausforderungen zu kämpfen, die vor allem spieltechnischer Natur sind. Irgendwann, meistens wenn man spielerisch ein paar Fortschritte gemacht hat, beginnt man sich für Themen rund um das Gitarre spielen zu interessieren. Eines der wichtigsten davon ist, seine Gitarre zuhause aufzunehmen. Dieser Artikel soll klären, warum man das überhaupt zuhause braucht und wie es funktioniert.

1 Warum du dich unbedingt selbst aufnehmen solltest, auch wenn du gerade keine eigenen Lieder schreibst

Der erste Grund ist die Analyse: Vielleicht kennst du es von Spitzensportlern, die sich ihre eigenen Spiele in Zeitlupe ansehen und haargenau analysieren, an welchen Stellen sie noch ihre Technik oder einen Ablauf verfeinern können. Oder vom Ballett, wo die Tänzer & Tänzerinnen fast immer vor dem Spiegel üben, um sich selbst korrigieren zu können.

Auf der Gitarre ist das Ganze nicht so naheliegend, immerhin hört man sich ja beim spielen und merkt, wenn man einen Fehler macht. Das stimmt im Prinzip, allerdings ist nichts so vollständig enthüllend wie eine Aufnahme, die man sich danach ohne Gitarre in der Hand anhört.

Neben den offensichtlichen Fehlern werden so auch die Feinheiten hörbar, die man während dem Spielen nicht als Fehler wahrnimmt, als kritischer Zuhörer aber durchaus noch Verbesserungsbedarf feststellt. Beispiele hierfür sind das Vibrato, Hammer-ons, Pull-offs, Rhythmische Exaktheit oder die Dynamik.

Es kann aber auch das ganze Arrangement eines Stücks sein, von dem man erst als Zuhörer merkt, dass es nicht funktioniert.

Tatsächlich fallen einem OHNE gerade selbst zu spielen einige Dinge auf, die man übersieht wenn man sich gerade darauf konzentriert, richtig zu greifen und anzuschlagen.

Der zweite Grund ist das Festhalten, Austauschen und Übereinander legen von Ideen. Auch wenn du vielleicht nicht bereits die Veröffentlichung deines ersten Albums planst, kann es einem

a) unfassbare Freude bereiten, eigene Musik zu erstellen und

b) musikalisch weiterbringen, die eigenen Ideen zu verfolgen und auszuarbeiten

Manchmal entdeckt man auch Akkordverbindungen, die super klingen, aber man versteht nicht sofort, warum diese Akkorde zusammen passen. Dann hat man wieder einen Anstoß, etwas neues über Musiktheorie zu lernen und auf diese Weise Gelerntes bleibt doppelt hängen.

2 Möglichkeiten der Aufnahme

Das Smartphone

Die einfachste Möglichkeit zur Aufnahme ist definitiv das Smartphone, wegen dem ohnehin schon vorhandenen Mikrofon.

Auch wenn ich selbst im Laufe der Jahre teures, professionelles Aufnahme-Equipment gesammelt habe, benutze ich das Smartphone immer noch regelmäßig, weil es so schnell und einfach geht.

Ich benutze dafür die Sprachmemo-App oder mache ein Video und halte so z.B. Ideen für neue Songs und Licks fest oder schneide in einer Probe mit, damit ich ein paar Tage später nochmal dazu spielen kann.

Auch beim Üben kann man sich schnell selbst damit aufnehmen und direkt gegenhören, ob noch Verbesserungsbedarf besteht. Speichert und benennt man die Aufnahmen sauber, kann man so sogar motivierende Fortschritte verfolgen, wenn man ein paar Wochen später die Aufnahmen miteinander vergleicht.

Wer es besonders ernst meint, der findet auch Aufsteckmikrofone für das Smartphone, welche die Klangqualität teils nochmal ordentlich verbessern, so z.B. das Shure MOTIV 88+ (auch im Set mit Stativ).

Das Aufnahmegerät

Mit diesen Geräten lassen sich, vor allem unterwegs, gut klingende Aufnahmen erstellen. Oft haben sie Mikrofone eingebaut, die denen eines Smartphones deutlich überlegen sind bzw. beim Smartphone erst mit teuren Aufsätzen erreicht werden können. An viele Modelle lassen sich auch noch zusätzliche externe Mikrofone anstecken und so Mehrspuraufnahmen erstellen.

Wer immer wieder relativ einfach z.B. Proben mitschneiden möchte, aber die Qualität der Handyaufnahmen scheut, für den sind diese Geräte eine Überlegung wert.

Beliebte Einsteigergeräte sind z.B. das Zoom H1 oder das Tascam DR-05X.

Interface mit Tablet oder Computer & Mikrofon

Vielleicht kennst du diese Geräte, mit denen man alte Schallplatten auslesen und als mp3s auf den Computer speichern kann?

Diese Aufgabe übernimmt das Interface für Mikrofone und andere Audio-Signale wie z.B. E-Gitarre oder Keyboard. Es ist sozusagen der Übersetzer zwischen Audiosignal (analog) und dem Computer (digital).

Über USB oder Thunderbolt angeschlossen verstärkt und wandelt es die gefütterten Signale so, dass der Computer sie aufzeichnen kann. Eine Akustikgitarre kann ich z.B. mit einem Großmembranmikrofon (mehr Details, etwas Umgebungsempfindlicher) oder Kleinmembranmikrofon (fokussierter, robuster, einfachere Handhabung) qualitativ sehr hochwertig aufnehmen.

Zum Aufzeichnen der Signale benutzt man ein Aufnahmeprogramm, eine sogenannte DAW (Digital Audio Workstation). Hier kann ich mehrere Spuren gleichzeitig oder nacheinander aufnehmen, bearbeiten und speichern, mit Effekten wie Hall oder Echo versehen und erstelle so nach und nach ein Arrangement.

Spätestens hier zeigt sich, wer mit dem Metronom geübt hat: In den allermeisten Fällen wird zum Metronom aufgenommen, weil dann alle Spuren die gleiche rhythmische Orientierung haben und man so nachher auch Sachen schneiden, bearbeiten oder kopieren kann.

Während man früher noch wirklich teures Equipment und leistungsstarke Rechner gebraucht hat, kann man heute schon mit einem iPad oder Laptop sehr gute Ergebnisse erzielen.

Zum Einstieg sind kostenlos erhältliche Programme wie Audacity, Reaper, Bandlab und GarageBand (nur für Apple Mac) super geeignet. Auch die bekannteren Bezahlprogramme wie Cubase oder Ableton bieten abgespeckte Einsteigerversionen als Beigabe zum Kauf eines Interface oder zum reduzierten Preis an. Besonders spannend für E-Gitarre sind die zahlreichen Verstärker- und Effekt-Simulationen, die heutzutage wirklich verblüffend ähnlich klingen wie ein mikrofonierter “echter” Gitarrenverstärker.

Das Interface ist sicherlich die Möglichkeit, die am meisten Einarbeitung braucht, aber auch am vielseitigsten einsetzbar und die besten Ergebnisse liefert. Hier sind ein paar verschiedene gute Modelle, je nach Vorhaben z.B. wie viele Spuren gleichzeitig aufgenommen werden sollen.

Und für den Einstieg z.B. für Gesang oder Akustikgitarre aufnehmen, eignen sich diese Mikrofone sehr gut:

In diesem Video erkläre ich Schritt für Schritt, wie der Aufnahme-Prozess funktioniert:

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Vom Anfänger zum Fortgeschrittenen auf der Gitarre - 6 Tipps