Die Gitarre stimmen - mit Stimmgerät
Die Gitarre ist gekauft, was man als erstes lernen möchte auch schon beschlossen - aber irgendwie klingt das alles total schräg! Die Gitarre ist verstimmt, was jetzt? Kein Problem, in diesem Artikel erfährst du alles darüber, wie man die Gitarre mit verschiedenen Stimmgeräten wieder richtig stimmt!
Inhaltsverzeichnis
Warum muss man die Gitarre überhaupt stimmen?
Die richtige Stimmung der Gitarre
Chromatisches Stimmgerät und Gitarren-Stimmgerät
Die chromatische Tonleiter zur Hilfe
Verschiedene Arten von Stimmgeräten und Produktempfehlungen
Das Stimmen der Gitarre Schritt für Schritt erklärt
Grundkurs für Gitarre - lernen und verstehen
Warum muss man die Gitarre überhaupt stimmen?
Du kennst das bestimmt: Der Verkäufer aus dem Laden oder dein Gitarrenlehrer hat deine Gitarre gerade noch gestimmt, du fährst nach Hause, packst die Gitarre aus und willst drauf los spielen. Plötzlich klingt aber alles total schräg und schief. Schuld sind aber nicht deine auf der Fahrt verloren gegangenen Fähigkeiten, sondern ein ganz einfacher Grund: Die Gitarre besteht aus Holz, und Holz reagiert sehr feinfühlig auf Unterschiede in Temperatur und Luftfeuchtigkeit!
So kann eine kurze Fahrt mit dem Auto oder Fahrrad schon ausreichen, um die Gitarre aus der Stimmung zu bringen. Wechselnde Jahreszeiten wie z.B. vom Sommer zum Herbst oder ganz alltägliche Dinge wie Lüften machen sich ebenfalls an der Stimmung der Gitarre bemerkbar.
Deswegen solltest du dich lieber früher als später mit dem Gedanken anfreunden, dass du die Gitarre jedes Mal stimmst, bevor du spielst - es wird zu einer Routine, und mit ein wenig Übung geht das auch richtig schnell.
Die richtige Stimmung der Gitarre
Die Gitarre hat eine sogenannte Standstimmung (engl. Standard Tuning), mit der die allermeisten Gitarristen lernen und spielen. Diese lautet:
E A D G B E
Hierfür gibt es verschiedene Merksprüche:
Eine Alte Dame Geht Brezen Essen oder Eine Alte Dame Geht Beeren Ernten
‼️ Achtung: Der Ton “B” wird nur in Deutschland “H” genannt. Ich habe mir angewöhnt, ihn wie der Rest der Welt “B” zu nennen. Auf den Stimmgeräten wird auch immer “B” angezeigt, da diese international gehalten sind.
Dabei steht jeder Buchstabe für den Ton, den man hört, wenn man die jeweilige Saite zupft, ohne etwas zu greifen (Leersaite). Die Saiten sind also nach ihren Tönen benannt und heißen auch so: E-Saite, A-Saite, D-Saite…
Chromatisches Stimmgerät und Gitarren-Stimmgerät
Tatsächliche kann man viele Stimmgeräte auf Knopfdruck zwischen dem chromatischen Modus und dem Gitarren-Modus umschalten. Du solltest aber unbedingt wissen, was diese bedeuten!
Ein chromatisches Stimmgerät ist in der Lage, alle 12 Töne unseres Tonsystems zu erkennen.
Für einen Anfänger ist das manchmal verwirrend: Zum Beispiel kann deine erste Saite so sehr verstimmt sein, dass sie nicht nur ein “zu tiefes E” oder ein “zu hohes E” ist, sondern bereits ein ganz anderer Ton wie D oder F. Ich hatte oft Anfänger da, die stimmen den falschen Ton richtig - und haben dann eine perfekt gestimmte F-Saite. Leider klingt die Gitarre dann trotzdem schräg, weil die eine Saite nicht zu den restlichen passt.
Für dieses Stimmgerät musst du also unbedingt die sog. “chromatische Tonleiter” kennen, in der alle Töne unseres Tonsystems vorkommen.
Der Vorteil ist aber, dass man mit so einem Stimmgerät auch andere Stimmungen die es gibt einstellen kann, da es nicht auf die Töne E A D G B E begrenzt ist.
Ein Gitarren-Stimmgerät macht es dem Anfänger leichter, weil es die jeweilige Saite erkennt und dann nur auf diesen einen Ton begrenzt ist: Es zeigt z.B. andauernd den Ton E, und nur, ob die Saite dafür zu tief oder zu hoch ist. Es ist also pro Saite ein klares “Stimmziel” vorgegeben, welches beim chromatischen Stimmgerät total offen ist.
Die chromatische Tonleiter zur Hilfe
Diese Tonleiter enthält alle 12 Töne, die in unserer westlich geprägten Musik vorkommen. Zwischen jedem dieser Töne liegt 1 Halbtonschritt. Diese sind:
C C# D D# E F F# G G# A A# B (C C# D D#…)
oder
C Db D Eb E F Gb G Ab A Bb B (C Db D Eb….)
Je nachdem, ob dein Stimmgerät Kreuzvorzeichen oder b-Vorzeichen anzeigt, nimmst du die obere oder untere Zeile zur Hilfe. Es handelt sich um die genau gleichen Töne, allerdings werden #- und b-Vorzeichen nie gemischt. Nach 12 Tönen geht die Tonleiter von vorne los.
Kennst du diese Abfolge, weißt du immer, ob du höher oder tiefer zum gewünschten Ton stimmen musst!
Verschiedene Arten von Stimmgeräten und Produktempfehlugnen
Der Clip Tuner
Ein Clip Tuner (Tuner = engl. für Stimmgerät) wird an der Kopfplatte oder am Schallloch der Gitarre befestigt und ist eine tolle Wahl, weil dieser die gespielten Töne über Vibration/Schwingung erkennt, statt über ein Mikrofon.
Das bedeutet, dass man auch in lauter Umgebung, in der das Stimmgerät mit Mikrofon alle möglichen Geräusche erkennt, in Ruhe stimmen kann. Oder z.B. können 2 Gitarristen mit je einem Clip Tuner gleichzeitig stimmen, ohne dass der eine die Töne des anderen erkennt.
Ich benutze am liebsten den Micro Headstock Tuner von D’Addario für die Kopfplatte oder den Micro Soundhole Tuner für das Schallloch.
Diese kann man nahezu unsichtbar anbringen und dauerhaft an der Gitarre lassen.
Smartphone App zum Stimmen der Gitarre
Das Smartphone haben viele Leute immer dabei und es eignet sich hervorragend zum Stimmen der Gitarre. Über das Mikrofon erkennt die App die Tonhöhen und funktioniert dann wie jedes andere Stimmgerät. Ich benutze zum Beispiel gerne die App von Boss, die aussieht, wie ein Gitarrenpedal.
Der Pedaltuner - für Gitarren mit Tonabnehmern
Dieses Stimmgerät funktioniert ausschließlich durch das anschließen per Kabel, also entweder E-Gitarren oder Akustikgitarren mit Tonabnehmer. Durch einen Druck mit dem Fuß wird es ein und ausgeschalten. Häufig findet man es auf dem Pedalboard (Sammlung von Effektpedalen) von Gitarristen. Auf dem Bild siehst du meinen treuen Boss Pedal Tuner.
Das Stimmen der Gitarre Schritt für Schritt erklärt
Bereite das Stimmgerät vor, also platziere den Clip Tuner, öffne die App oder schließe das Kabel an das Pedal, und schalte es ein.
Spiele die tiefe E-Saite an und prüfe die aktuelle Stimmung. Hier gibt es 2 Möglichkeiten: Das Stimmgerät zeigt den Ton E an, aber er ist etwas zu tief oder zu hoch (die Nadel am Stimmgerät zeigt dies ähnlich wie ein Tacho im Auto). Oder die Saite ist sogar ein höherer (F, F#..) oder tieferer Ton (Eb, D#, D…), als sie sein sollte.
Zeigt das Stimmgerät bereits “E” an, überspringe Schritt 3 und 4.
Schaue nun mithilfe der chromatischen Tonleiter, wie weit du nach oben oder unten musst, um zum Ton E zu kommen. Von D aus sind es z.B. 2 Halbtonschritte nach oben (D-D#-E), von F wäre es 1 Halbtonschritt nach unten (F-E).
Schlage die Saite fortlaufend an (wirklich alle 1-2 Sekunden), und drehe den richtigen Stimmwirbel in die entsprechende Richtung: Drehst du ihn von dir weg, wird die Saite höher. Drehst du ihn zu dir hin, wird die Saite tiefer. Dabei beobachtest du, wie sich die Anzeige am Stimmgerät mitbewegt.
5. Ist die Nadel oder die Anzeige genau in der Mitte (12 Uhr Position), stimmt der Ton E jetzt. Oft leuchtet das Display oder das Lämpchen in der Mitte in diesem Fall grün.
6. Wiederhole die Anleitung ab Schritt 1 mit der A-Saite, danach mit der D-Saite und den restlichen Saiten. Achte darauf, immer am jeweils richtigen Stimmwirbel zu drehen!