Wenn du wirklich besser werden willst
Als Jugendlicher habe ich Gitarre nach dem “Malen nach Zahlen”-Prinzip gelernt: Ich habe meine Lieblingssongs mit Tabulaturen nachgespielt. Was mir heute aber klar ist: Ich habe damals nur die Bewegungsabläufe gelernt, nicht wirklich die Lieder!
In jeder Bandprobe hoffte ich darauf, dass wir das Lied genau so spielten wie auf der Aufnahme - denn bei jeder Abweichung vom Original stürzte mein sorgfältig vorbereitetes Kartenhaus zusammen.
Ein guter Freund, der bei einem Gitarrenlehrer Unterricht hatte, zeigte mir dann eines Tages den Titel “Sultans of Swing” von den Dire Straits. Ich merkte beim hören sofort, dass an diesem Lied etwas anders war, als an der Musik, die ich sonst hörte. Allerdings konnte ich damals nicht sagen, was genau das war.
Heute weiß ich: Es ist der Bezug zu den Akkorden. Die Licks sind nicht einfach zufällige Pentatonik-Fragmente, sondern stehen in ganz enger Verbindung zu dem jeweiligen Akkord. Man kann gar nicht genug betonen, wie wichtig diese Denkweise ist. Um das, was ich auf der Gitarre lerne besser zu verstehen, habe ich mein eigenes Konzept:
Das LTE-Konzept: Lernen, Transponieren, Einbauen
1) Lernen: Als erstes lerne ich ein Lick, z.B. eines aus “Sultans of Swing”. Ich mache mir Gedanken über die Wahl der Töne, Fingersätze, Technik… Warum spielt er diese Töne? Wie hängt das mit dem Akkord zusammen?
2) Transponieren: Anschließend spiele ich das Lick in einer anderen Tonart, z.B. statt in D-Moll in A-Moll. Dabei behalte ich den Akkord der neuen Tonart immer im Blick.
3)Einbauen/Erfinden: Jetzt geht es darum, das Lick in einem praxisbezogenen Kontext einzubauen. Dafür nehme ich mir einen einfachen Backing Track und wende das Lick auf die einzelnen Akkorde des Tracks an. Eventuell muss ich dafür manche Stellen leicht abändern, aber beim Stichwort Erfinden geht es eh darum, vom ursprünglichen Lick inspiriert freier zu improvisieren.