10 unsinnige Glaubenssätze von Gitarristen

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“Du musst erst XY, bevor du Z…!” Als angehender Gitarrist hört man viele verschiedene und widersprüchliche Aussagen, die im schlimmsten Fall für viel Verunsicherung sorgen können. Heute möchte ich damit ein wenig aufräumen und stelle 10 Aussagen vor, die einschüchternd klingen, aber so nicht stimmen!

  1. Man muss die Akkorde erst sauber greifen können, bevor man den Wechsel übt

    Es darf auf gar keinen Fall unsauber oder schief klingen? Doch, darf es! Und vor allem am Anfang. Das ist eine Sorge, die ich vor allem unter Erwachsenen beobachte. Viel wichtiger ist es, in einen Spielfluss zu kommen - also z.B. eine Akkordverbindung von Anfang bis Ende oder sogar mehrmals spielen zu können, als dass jeder einzelne Akkord perfekt klingt. Die saubere Griffweise kann man im Anschluss noch perfektionieren.

  2. Saiten kochen bringt den Ton zurück

    Oft liest man, statt neuer Saiten zu kaufen, könne man seine alten Saiten auch einfach in Wasser kochen, damit diese “wie neu” sind. Ich finde, das kann man sich sparen: Die Saiten werden zwar sauber, aber die mechanische Abnutzung der Saiten kann das kochende Wasser auch nicht rückgängig machen. Deswegen lieber gleich neue aufspannen!

  3. Der Kapodaster ist für Anfänger

    Diese Aussage stimmt so auch nicht. Klar ermöglicht er Anfängern damit das Spielen in Tonarten, die sonst nicht für sie möglich wären. Allerdings profitieren auch Fortgeschrittene und Profis davon, in bestimmten Tonarten auf offene statt Barré-Akkorde zurückgreifen zu können. Man hat einfach mehr Finger frei, um z.B. Verzierungen oder Bass-Übergänge zu spielen!

  4. Dicke Saiten sind besser als dünne Saiten

    Besser bedeutet in diesem Zusammenhang meist: fetterer Ton. Das stimmt allerdings nur bedingt. Chuck Berry, Billy Gibbons (ZZ Top) und Jimmy Page (Led Zeppelin) z.B. spielen dünne Saiten und klingen eindeutig super! Dicke Saiten können einem sogar das Leben etwas schwerer machen, da sie schwerer zu spielen sind und auch für Probleme sorgen können: Bei meiner eigenen Collings Gitarre z.B. ging für mich die Sonne auf, als ich von 12er-Saiten auf 11er wechselte und sie viel differenzierter und weniger matschig klang! Auch bei der E-Gitarre gibt es viel mehr Parameter wie z.B. Verstärker, Effekte und Lautstärke als nur die dicken Saiten.

  5. Meine Hände sind zu klein

    Ich habe noch nie eine Person gesehen, deren Hände ernsthaft zu klein zum Gitarre spielen sind. Ein berühmtes Beispiel ist Angus Young von AC/DC, der es mit seinen kleinen Händen doch zu einigem gebracht hat! Außerdem gibt es die unterschiedlichsten Gitarren z.B. mit schmaleren Hälsen, die einem entgegen kommen, wenn man wirklich kleine Hände hat.

  6. Ich habe kein Talent zum Gitarre spielen

    Nur weil es Leute gibt, denen gefühlt beim Gitarre spielen alles zufliegt, heißt das nicht, dass Leute bei denen es nicht so ist, nichts erreichen können! Wer ein gewisses Talent mitbringt, für den ist der Einstieg tatsächlich leichter. Wenn derjenige dann aber nicht übt und auch keinen Ehrgeiz hat, bringt dieses Talent rein gar nichts! Also lieber ehrgeizig als talentiert und faul!

  7. Teure Gitarren klingen besser als günstige Gitarren

    Der Preis sagt in erster Linie etwas über die verwendeten Materialien (Holz, Hardware) aus und nicht über den Klang. In diesem Video z.B. habe ich eine 4000€ Gitarre mit einer knapp 300€ teuren Gitarre verglichen. Was einem besser gefällt ist sehr subjektiv und gerade im Preisbereich bis 1500€ schwankt die Qualität sehr stark. Deswegen einfach ausprobieren, und wenn die günstigere Gitarre besser gefällt, dann ist das so!

  8. Du musst zuerst Akustikgitarre lernen

    Da Klassik-, Western- und E-Gitarre von der Funktionsweise, also Saitenstimmung und Griffe, erst mal gleich sind, gibt es eigentlich keinen Grund, erst das eine oder das andere zu lernen. Wenn jemand AC/DC oder Metallica spielen will, wird er an der Akustikgitarre keine Freude haben! Diese Aussage stammt meistens von Lehrern, die einfach nicht von ihrem Konzept abrücken wollen.

  9. Tonhölzer sind das “A und O”

    Dass verschiedene Hölzer anders klingen, möchte ich gar nicht bestreiten. Aber es gibt noch so viele weitere Faktoren: Saiten, Sattelmaterial, Bundmaterial… Diese einzelnen Faktoren werden meiner Meinung nach alle überbewertet! Oder hört ihr in einer Aufnahme, ob die gespielte Gitarre ein Ahorn- oder Palisander-Griffbrett hat? Diese minimalen Unterschiede hört man eher im direkten A/B-Vergleich und macht sich viel zu viele Gedanken darum.

  10. Alles in allen Tonarten beherrschen

    Wer das kann: Hut ab und Gratulation! Aber dass das eine Voraussetzung ist, stimmt so nicht. Ein guter Überblick über das Griffbrett sollte erlernt werden und ist sehr wertvoll, aber seine Lieblingstonarten zu haben ist auch völlig normal, genau so wie seine Lieblingspositionen auf der Gitarre. Eine Tonart, die ich fast nie brauchen werde, möchte ich auch nicht regelmäßig üben müssen. Übe stattdessen lieber das, was du regelmäßig brauchst!

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