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Schwere Akkorde mit dem Kapodaster umgehen - Gitarren Tricks

“Der Kapodaster ist nur etwas für Anfänger!” - vielleicht hast du diesen Satz schon mal gehört. Aber nein, Profis benutzen ihn auch regelmäßig. Nicht weil sie es nicht anders könnten, sondern weil sie verstanden haben, dass man es sich nicht unnötig schwer mit der Gitarre machen muss. Denn auch sie spielen nicht gerne Akkorde wie Eb, G#, C# oder Ab.

Als Beispielakkordfolge habe ich eine gewählt, die dem Song “Wagon Wheel” von Old Crow Medicine Show ähnelt:

Bb - F - Gm - Eb

Die Tonart der Akkordfolge ist Bb-Dur und du wirst beim ersten probieren schon merken, dass diese Akkorde zu greifen wirklich keinen großen Spaß macht: Es sind alles Barré-Griffe.

Möglichkeit 1: Theoriekenntnisse anwenden

Du weißt, dass diese Akkorde in Bb-Dur den Stufen 1, 5, 6 und 4 entsprechen und kannst diese Stufen z.B. auf G-Dur übertragen: G, D, Em und C. Mit Kapodaster am 3. Bund sind sie so viel einfacher zu greifen.

Stufenakkorde? 1, 5 - was? Falls du nicht weißt, was damit gemeint ist, würde ich dir mittel- und langfristig empfehlen, dir dieses Wissen anzueignen - wirf dazu gerne einen Blick auf meinen Griffbrett-Fux-Bereich.

Möglichkeit 2: Auszählen

Hierfür nehmen wir eine Tabelle, mit deren Hilfe wir die Akkorde transponieren (= in eine andere Tonart versetzen) können. Hier siehst du alle 12 Töne, die es in unserer westlichen Musik gibt:

Zwischen 2 Tönen aus der mittleren Reihe (blau) liegt immer ein Zwischenton. Der obere und untere Zwischenton (z.B. C# und Db) sind immer die gleichen Töne, nur je nach Tonart werden sie entweder wie oben oder wie unten bezeichnet. Die Ausnahme bilden dabei E & F und B & C, diese haben keine Zwischentöne.

Nimmst du nun die Akkordfolge, kannst du mithilfe der Tabelle schauen: Um wie viele Schritte muss ich die Akkorde versetzen, bis ich auf mir bekannten, offenen Akkorde lande?

Versetze ich das Bb zum A, also nur um einen Schritt, so würde aus dem Gm ein Gbm - ungünstig!

Die Lösung wären 3 Schritte: Aus dem Bb wird ein G, aus dem F ein D, aus dem Gm wird ein Em und aus dem Eb wird ein C. Meine neue Akkordfolge lautet dann:

G - D - Em - C

Um diese 3 Schritte, die wir hinunter gegangen sind, auszugleichen, müssen wir den Kapodaster in den 3. Bund spannen - 1 Schritt = 1 Bund. Spielen wir nun diese Akkorde mit Kapo im 3. Bund, klingen immer noch die ursprünglichen Akkorde (Bb-F-Gm-Eb), es greift sich aber als wären wir in G-Dur und ist damit um einiges angenehmer!

Du hast noch keinen Kapodaster? Sieh dir meine Produktempfehlungen an zu meinem Lieblingskapo und meinen Lieblingssaiten an.

Als grobe Faustregel gilt für mich: Ist der Grundton der Tonart auf der tiefen E-Saite zwischen 4. und 10. Bund, versuche ich, das Lied zu den Griffen von G-Dur zu transponieren. Ist der Grundton der Tonart auf der A-Saite zwischen 4. und 10. Bund, versuche ich mithilfe des Kapos die Akkorde von C-Dur spielen zu können.

In diesen beiden Tonarten kommen nämlich so gut wie keine Barré-Griffe vor.

Zusatztipp: Mit Kapodaster mit 2 Gitarren spielen

Spiele ich mit einem zweiten Gitarristen zusammen, kann der Kapodaster auch helfen, für etwas Abwechslung zu sorgen. Das Gleiche spielen ist etwas langweilig, deswegen kann der 2. Gitarrist auch einen Kapodaster aufspannen und die Akkorde in einer höheren Version spielen.

Spielt Gitarre 1 z.B. die Akkorde G, D, C und G, kann Gitarre 2 mit dem Kapodaster im 7. Bund die Akkorde C, G, F und C spielen. Die beiden Gitarren spielen nun absolut gesehen die gleichen Akkorde - allerdings eine tief, die andere hoch.

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