Für viele Leute, vor allem Anfänger oder Nicht-Musiker, ist es total faszinierend, dass jemand anderes eine Melodie hört und diese sofort nachspielen kann. Es wirkt fast so, als wäre ein besonderes Talent vorhanden.

Aber ich kann dich beruhigen: Jeder kann das lernen, auch du! Alles was es dazu braucht ist ein wenig Gehörtraining und einen Fingersatz. Los geht’s!

Schritt 1: Tonart heraus finden

Die Tonart kannst du dir vorstellen wie einen festgelegten Vorrat an Tönen (in einer Dur-Tonart sind es z.B. nur 7 verschiedene Töne). Aus diesen Tönen bestehen zum einen die Akkorde der Tonart, aber auch die Melodien.

Damit hast du die Töne die wahrscheinlich in Frage kommen schon mal ein gutes Stück eingegrenzt. Am besten kennst du jetzt auch noch die Akkorde des Stücks. In meinem Beispiel aus dem Video sind die Akkorde C - F - G - C.

Auf welchem dieser Akkorde würdest du das Stück beenden? Welcher klingt am meisten nach “Zuhause”? Spiele die Akkorde und achte auf ihre Wirkung. Schnell wird klar, dass der C-Dur-Akkord wie der Ruhepol der Akkordverbindung klingt.

Sind die Akkorde nicht bekannt, kannst du sie auch durch ausprobieren auf der Gitarre (z.B. auf der tiefen E-Saite) heraus finden. Hast du den Grundton der Tonart gefunden, musst du nur noch klären, ob es sich um einen Dur- oder Moll-Akkord handelt.

Schritt 2: Fingersatz der Dur- und Moll-Tonleiter

Hast du die Tonart bestimmt, brauchst du noch die passende Tonleiter. Das Schöne an der Gitarre ist, dass man mit Fingersätzen arbeiten kann, die man in eine andere Tonart verschieben kann.. Du lernst z.B. die C-Dur-Tonleiter mit Startton C auf der E-Saite im 8. Bund (der orange Punkt ganz unten):

Die orangen Punkte sind immer der Ton C, er wiederholt sich ja immer nach 7 Tönen. Wenn du jetzt die Dur-Tonleiter einer anderen Tonart spielen möchtest, musst du nur den ersten orangen Startpunkt und damit den ganzen Fingersatz auf den entsprechenden Ton auf der E-Saite verschieben!

Du kannst diesen Fingersatz z.B. im 5. Bund der tiefen E-Saite starten und spielst dann die A-Dur-Tonleiter.

Schritt 3: Startton und damit die restlichen Töne finden

Versuche, den ersten Ton der Melodie in deiner Tonleiter wieder zu finden. Es kann helfen, wenn du diesen Ton singst und dabei die Tonleiter auf der Gitarre spielst und darauf achtest, wo es “einrastet”.

Von hier aus hörst du genau auf die Melodie: Geht sie nach unten oder nach oben? Sind es nahe Töne oder weite Sprünge?

Mithilfe des Tonleiterfingersatzes probierst du dich so durch eine begrenzte Anzahl an Tönen, anstatt alle Töne zur Auswahl zu haben.

Wie bei fast allem auf der Gitarre gilt: Je öfter du das machst, desto besser wirst du darin! Es hat also nichts mit übernatürlicher Begabung zu tun. Im Video siehst du, wie ich anhand eines praktischen Beispieles diese Schritte durchgehe!